BWIHK

KONJUNKTUR

Die IHKs in Baden-Württemberg analysieren bereits seit 1952 die regionale Wirtschaftslage. Lesen Sie in unseren aktuellen Konjunkturberichten für das Land und die Regionen mit Klick auf den Button, wie es um das Wirtschaftsklima bestellt ist und lassen Sie sich die Daten grafisch in unserem interaktiven Konjunkturboard anzeigen. Wenn Sie nach unten scrollen, finden Sie Kurzfassungen zur jeweiligen Konjunkturlage.

    Südwestwirtschaft kommt nicht in Schwung – Erwartungen düster

    konjunkturumfrage  Frühsommer 2024

    BWIHK-Präsident Erbe: Kein Aufschwung ohne Investitionen – jeder siebte Betrieb hat bereits Inlands- zu Gunsten von Auslandsinvestitionen gestrichen

    Die landesweite IHK-Konjunkturumfrage, an der sich im April 3.327 Unternehmen jeder Größe und Branche beteiligt haben, zeigt: Die Lagebewertungen der Südwestwirtschaft haben sich im Frühsommer weiter verschlechtert. Die Geschäftserwartungen bleiben düster. „Der Trend zur Stagnation scheint in Baden-Württemberg ungebrochen. Viele Weltmärkte zeigen derzeit Zeichen des Aufschwungs, aber die Bremsen unserer Konjunktur sitzen fest. Den Unternehmen fehlen weiter Impulse für einen Aufschwung“, fasst BWIHK-Präsident Christian O. Erbe die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen. 

    Insgesamt hat die Südwestwirtschaft nach wie vor mit handfesten strukturellen Herausforderungen zu kämpfen, berichtet Erbe und nennt insbesondere den Fachkräftemangel sowie die hohen Kosten am Standort für Energie, Personal und Finanzierung. „Hinzu kommen die Belastung durch bürokratische Vorgaben, Unsicherheiten durch eine unberechenbare Wirtschaftspolitik und eine hohe Steuerlast. Unter all dem leiden Investitionsbereitschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen."

    Lage und Erwartungen bleiben trüb

    Bei Bewertung der aktuellen Geschäftslage setzt sich der Abwärtstrend der letzten Jahre fort: Nur noch 31 Prozent der Betriebe bezeichnen ihre Lage als „gut“ (3 Prozentpunkte weniger als im Januar dieses Jahres und 10 Prozentpunkte weniger als im Frühsommer 2023), 18 Prozent als „schlecht“ (eine Zunahme von 2 Prozentpunkte zur Vorumfrage und 10 Prozentpunkte zur Vorjahresumfrage). Der Saldo der Geschäftslage – die Differenz zwischen positiven und negativen Lagebewertungen – verschlechtert sich im Vergleich zur Jahresbeginnumfrage von 18 auf 13 Punkte.

    Die Geschäftserwartungen der Südwestwirtschaft verbessern sich leicht, bleiben aber insgesamt negativ und liegen weit unter dem langjährigen Mittelwert. Mit 26 Prozent geht mehr als jeder vierte Betrieb von einer Verschlechterung in den kommenden zwölf Monaten aus (Jahresbeginn: 29 Prozent), nur 19 Prozent rechnen mit Besserung (Jahresbeginn: 18 Prozent). Der Saldo der Geschäftserwartungen steigt damit im Vergleich zum Jahresbeginn um 4 Punkte und liegt bei –7 Punkten.

    Geschäftsrisiken bleiben zahlreich und im Ranking unverändert – Sorgen um Inlands- und Auslandsnachfrage steigen

    „Zusammengefasst sind die Aussichten der hiesigen Wirtschaft bedrückend. Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage müssen jetzt ein deutlicher Weckruf für die deutsche wie auch europäische Politik sein“, stellt Christian Erbe klar. „Die strukturellen Probleme belasten unsere Unternehmen weiterhin und dämpfen zusammen mit steigender Bürokratie und der Verunsicherung über die unstete Wirtschaftspolitik die Nachfrage nach Investitions- wie Konsumgütern bedenklich.“ Das spiegelt sich auch in den Antworten der Unternehmen auf die Frage nach ihren größten Geschäftsrisiken wider. Die geschäftlichen Probleme und Risken bleiben im Frühsommer 2024 weitgehend unverändert zur Vorumfrage. Sie halten sich auf entsprechend hohem Niveau. Das meistgenannte Risiko für Südwestunternehmen bleibt – mit einem Anstieg um 2 auf nun 66 Prozent der Nennungen – die schwache Inlandsnachfrage. Obwohl die Realeinkommen mit den kräftigen Lohnerhöhungen und der niedrigeren Inflation gestiegen sind, halten sich Verbraucher mit Blick auf die unsichere Konjunkturentwicklung weiter zurück. Unter anderem deshalb bleibt auf Unternehmensseite die Nachfrage niedrig. Aufgrund der schwächelnden Weltwirtschaft, neuer bürokratischer Hürden im Außenhandel und der insgesamt nachlassenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen hat auch die Sorge um die Auslandsnachfrage leicht zugelegt und betrifft nunmehr 26 Prozent der Gesamtwirtschaft.

    Rund die Hälfte der Befragten nennen Fachkräftemangel (57 Prozent nach 59 Prozent zu Jahresbeginn 2024), Arbeitskosten (53 Prozent nach 54 Prozent) und Energiepreise (46 Prozent nach 51 Prozent) als Geschäftsrisiken. Weiterhin bereiten die politischen Rahmenbedingungen mit überbordendender Bürokratie, fehlender Verlässlichkeit und ausbleibenden Wachstumsimpulsen mehr als jedem dritten Unternehmen große Sorgen (37 Prozent nach 38 Prozent im Januar) – vor einem Jahr traf dies noch nur auf knapp jedes fünfte Unternehmen zu (21,4 Prozent).

    Investitionen rückläufig

    „Die schwächelnde Konjunktur gepaart mit den frustrierenden Rahmenbedingungen hemmen auch Investitionspläne im Inland“, bedauert BWIHK-Präsident Erbe. 31 Prozent der investierenden Südwestunternehmen haben vor, ihre Investments in Deutschland zu verringern, und nur noch 25 Prozent planen eine Erhöhung. Damit setzt sich nach einer kurzen Erholung im Sommer 2023 der Negativtrend bei den Investitionsabsichten fort. Noch zurückhaltender sind die Investitionspläne der Industrie, welche sich derzeit durch die erschwerten Bedingungen auf einem bedenklichen Tiefpunkt ihrer Wirtschaftslage befindet. Hier geben 33 Prozent der investierenden Betriebe an, ihre Inlandsinvestitionen zu kürzen und nur 26 Prozent planen mehr Investitionen.

    Erbe: Verlagerung ins Ausland stoppen – Kein Aufschwung ohne Investitionen

    Besonders alarmierend: Die Industrie investiert überwiegend in Ersatzbedarf (67 Prozent), Rationalisierung (50 Prozent) und Digitalisierung (47 Prozent). Die Investitionen für Expansionen im Inland (23 Prozent) und die Investitionen in die für künftige internationale Wettbewerbsfähigkeit dringend benötigten Innovationen (35 Prozent) sind deutlich abgeschlagen. „Dazu kommt, dass angesichts von Konjunkturschwäche und hausgemachter Verunsicherung nicht nur Investitionen zurückgestellt werden – ein Teil der Budgets fließt stattdessen in Standorte im Ausland“, so Erbe. „Vierzehn Prozent der befragten Industrieunternehmen – das ist jedes siebte – haben in den vergangenen drei Jahren Investitionen im Inland gestrichen und dieses Geld im Ausland eingesetzt. Gerade die energieintensive Produktion dürfte mit dem Preisschock der vergangenen Jahre teilweise unwiederbringlich abgewandert sein. Aber es gehen auch andere“, ergänzt der BWIHK-Präsident und warnt, dass ohne Investitionen ein robuster Aufschwung und die Rückkehr zu den Wachstumsraten vor der Pandemie nicht zu schaffen seien. „Hier muss Deutschland endlich handeln und seine hausgemachten Konjunkturbremsen lösen. Denn ohne Impulse für Wachstum und eine unterstützende, verlässliche Wirtschaftspolitik gibt es keine Wettbewerbsfähigkeit, keine Investitionen, kein Wachstum und letztlich keine Zukunft – weder für unsere Wirtschaft noch für unser Land. Um die großen Zukunftsthemen wie Struktur- und Klimawandel, Demografie und Digitalisierung wirklich zu meistern, brauchen wir endlich wieder mehr Wachstum und private Investitionen in Deutschland.“

    Serviceinformation zur Konkunktur in Baden-Württemberg

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    Konjunktur im Südwesten kommt nicht in Schwung: Geschäftsrisiko Wirtschaftspolitik steigt weiter – Betriebe brauchen dringend Verlässlichkeit und Planbarkeit

    konjunkturumfrage  Jahresbeginn, Februar 2024

    BWIHK-Vizepräsident Paal fordert Bürokratieabbau und Wachstumsimpulse

    Der Konjunktur Baden-Württembergs fehlt in der BWIHK-Umfrage zu Jahresbeginn noch immer jede Dynamik. Hohe Zinsen, Strompreise, Inflation, schwächelnde Nachfrage im In- und Ausland, Fachkräftemangel, eine unplanbare Wirtschaftspolitik und eine zunehmende Bürokratieflut belasten die Wirtschaft. Die Unternehmen erwarten unterm Strich weiterhin eine Verschlechterung ihrer Geschäfte. Dies hat sich im Vergleich zur Herbstumfrage nicht wesentlich verbessert. Nur jeder fünfte Betrieb (18 Prozent) hofft auf bessere Geschäfte im kommenden Jahr – fast jeder dritte erwartet eine Verschlechterung (29 Prozent). An der Konjunkturumfrage haben sich im Januar landesweit 3.573 Unternehmen aller Größen und Branchen beteiligt.

    „Der Blick auf die nächsten Monate bleibt deutlich eingetrübt und der Frust in den Betrieben wächst“, sagt BWIHK-Vizepräsident Claus Paal, der auch Präsident der für die Volkswirtschaft im BWIHK federführenden IHK Region Stuttgart ist. „Das hat nicht nur etwas mit der wirtschaftlichen Lage zu tun, denn die ist immer noch im positiven Bereich, wenn sie auch schwächelt. Sondern die Politik schafft Probleme: Unsere Unternehmen brauchen Planbarkeit und Verlässlichkeit. Maßnahmen ankündigen, darüber öffentlich streiten, sie verändern oder zurückzunehmen – und dass alles kurzfristig – führt zu Verunsicherung und zwangsläufig zur Vollbremsung bei Investitionsentscheidungen. Die jetzt notwendigen Maßnahmen liegen glasklar vor uns: eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, endlich konkrete schnelle Schritte zum Bürokratieabbau, Maßnahmen zur Fachkräftesicherung und die Modernisierung unserer Infrastruktur, um nur einige Beispiele zu nennen.“

    Ein Aufschwung ist nicht in Sicht – im Gegenteil: Die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland, die Investitionspläne wie auch die Beschäftigungsabsichten bleiben wie in der Vorumfrage unterm Strich im negativen Bereich.

    Wirtschaftspolitik für vier von zehn Befragten ein Risiko

    „Fast 40 Prozent der Unternehmen und damit deutlich mehr als in der Vorumfrage haben die Wirtschaftspolitik als Geschäftsrisiko genannt. Das geht durch alle Branchen und zeigt deutlich, dass die Unsicherheit und die Belastung der Betriebe seit dem Vorjahres-Herbst sogar noch zugenommen haben“, so Claus Paal. „Alle reden vom ‚One in, one out‘-Prinzip. Für jede neue Regulierung muss eine Regulierung gestrichen werden. Die EU entwickelt sich genau in die andere Richtung und ist jetzt bei ‚Four in, one out‘ angekommen. Alle Hilferufe und Warnungen werden ignoriert. Geht die EU-Lieferkettenrichtlinie in der ausgehandelten Version durch, wird das für alle Unternehmen schlimme Folgen haben, genauso wie die Datenschutzgrundverordnung bis heute für Verunsicherung und Unklarheit sorgt. Ärgerlich ist auch, dass jeder kleine positive Reformimpuls der Politik sofort gestoppt wird – wie beim dringend benötigten Wachstumschancengesetz. So wird Deutschland nicht fit und gefährdet seine internationale Wettbewerbsfähigkeit!“

    Der Blick auf die Auftragslage und die Erwartungen der Branchen zeigt nur noch Nivellierungen im negativen Bereich. Insbesondere in der Baubranche, im Groß- und Einzelhandel sowie bei den Unternehmen aus Transport- und Verkehr überwiegen die pessimistischen Einschätzungen weit. Einzig bei den Dienstleistern halten sich negative und positive Einschätzungen knapp die Waage dank leicht positiven Auftragseingängen. Eine Branche, die Zugpferd aus dem Stillstand sein könnte, ist nicht in Sicht.

    Größte Geschäftsrisiken unverändert – nur Wirtschaftspolitik und geopolitische Spannungen legen weiter zu

    Die Top-Risiken der Vorumfrage bleiben – ebenso ihre Reihenfolge. Durch die in allen Bereichen weiterhin hohen Preise verbleibt die schwächelnde Inlandsnachfrage mit marginalem Rückgang der Nennungen auf Platz eins (64 Prozent), gefolgt vom Fachkräftemangel (aufgrund der Konjunkturschwäche leicht, um 4, auf 59 Prozent gesunken).

    Die inflationsbedingten Kaufkraftverluste und der Fachkräftemangel haben Löhne und Gehälter in die Höhe getrieben: Die Arbeitskosten bleiben auch zu Jahresbeginn das drittgrößte Geschäftsrisiko, fast unverändert mit Nennungen von 54 Prozent.

    Auf Rang vier folgen die hohen Energiepreise. Sie geben landesweit weiterhin mehr als jedem zweiten Unternehmen Anlass zur Sorge (54 Prozent). In der Branche Transport und Verkehr sind die Energiepreise für 73 Prozent der Befragten weiterhin das größte Geschäftsrisiko. In der stark international vernetzten Industrie landen die im Vergleich mit vielen Ländern hohen deutschen Energiekosten auf Platz zwei und stellen für 58 Prozent der Betriebe eine Wettbewerbsbeeinträchtigung dar.

    Während alle übrigen Risiken im Vergleich zum Herbst etwas weniger genannt werden, legen die Sorge um die Wirtschaftspolitik und um die geopolitischen Spannungen beide jeweils um sieben Prozentpunkte und einen Rangplatz zu und liegen in der aktuellen Umfrage nun mit 38 Prozent auf Platz fünf beziehungsweise mit 30 Prozent auf Platz sieben.

    Export-Umsätze sind kein Selbstläufer im globalen Wettbewerb

    „Die Umfrageergebnisse zeigen weiterhin, dass in Deutschland große konjunkturelle Herausforderungen auf langfristige strukturelle Schwächen treffen“, erklärt Claus Paal. „Das zermürbt unsere Unternehmer und führt derzeit zu weniger Investitionen, weniger Innovationen und auch weniger Wettbewerbsfähigkeit auf den Exportmärkten. Wir müssen beim Fachkräftemangel ansetzen, ebenso wie beim Bürokratieabbau – auch gegenüber dem Regelungsdickicht der EU-Lieferketten-Regulierungen“, macht Paal deutlich. „Denn hohe Exportumsätze sind keine Selbstläufer: Die Weltwirtschaft hat durchaus Alternativen zu deutschen Produkten. Die Unternehmen brauchen vielmehr Freihandelsabkommen, Anreize und Unterstützung von der EU für ihren Außenhandel. Ganz besonders wenn handelspolitische Ziele verfolgt werden sollen. Nicht eine Flut von Regulierungsvorschriften, die die Unternehmen blockieren und schwächen.“

    Exporterwartungen verhalten positiv

    Die Exportumsätze Baden-Württembergs sind 2023 geringer ausgefallen als im Vorjahr. Auch die Aufträge aus dem Ausland sind unterm Strich rückläufig. Dennoch blickt die Südwestwirtschaft nach dem Einbruch vom Herbst nun wieder vorsichtig optimistisch auf die kommenden Ausfuhren. Diese Stimmungsaufhellung wird vor allem von den positiven Erwartungen der Dienstleistungsunternehmen getragen. Denn in der Industrie haben sich die Erwartungen zwar mit den Auftragseingängen und dem sich stabilisierenden Welthandel ebenfalls verbessert. Doch halten sich dort positive und negative Einschätzungen die Waage. Positive Impulse erwarten die Betriebe in der kommenden Zeit vor allem aus den USA, wo die riesigen Förderprogramme die Nachfrage auch nach deutschen Investitionsgütern treiben, aus Asien sowie aus Lateinamerika.

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    Trüber Konjunkturherbst in Baden-Württemberg: Was tun für wirtschaftliches Wachstum?

    konjunkturumfrage  im Herbst, Oktober 2023

    BWIHK stellt aktuelle Umfrageergebnisse vor – Inlandsnachfrage als größtes Geschäftsrisiko eingestuft

    Nach einer kurzen Aufhellung im Sommer hat sich die Lage von Baden-Württembergs Wirtschaft in der BWIHK-Herbstumfrage wieder eingetrübt. „Das Ergebnis dieser Umfrage zeigt deutlich, dass es allerhöchste Zeit ist zu handeln. Es darf keine weiteren bürokratischen Belastungen geben. Im Gegenteil – es müssen sofort alle unnötigen Hemmnisse beseitigt und der andauernde politische Streit beendigt werden. Die Wirtschaft braucht klare, berechenbare politische Vorgaben und vor allem Bewegungsfreiheit, um bestehende Chancen auch nutzen zu können“, erklärt Claus Paal, Präsident der IHK Region Stuttgart, die im BWIHK für die Volkswirtschaft federführend ist. Derzeit bremsen Unsicherheiten durch Krisenherde, die hohe Inflation und hohe Energiepreise, eine schwächelnde Weltwirtschaft und steigende Zinsen die Konsum- und Investitionsgüternachfrage und trüben damit in weiten Teilen der Wirtschaft die Erwartungen ein. „Wir sind dermaßen mit lähmendem Kleinklein beschäftigt, dass wir es verpassen, die zentralen politischen Ziele der Energiewende, der Fachkräftezuwanderung und für den Wohnungsbau umzusetzen. Die Politik muss handeln und wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schaffen. Sonst verlieren die Unternehmen endgültig den langen Atem.“

    An der Umfrage haben sich zwischen Mitte September und Anfang Oktober 2023 landesweit 3.340 Unternehmen aller Größen und Branchen beteiligt. Anders als in einigen anderen Bundesländern überwiegen im Südwesten noch immer die positiven Rückmeldungen, doch eine zunehmende Anzahl Unternehmen hat zu kämpfen: Inzwischen beschreiben nur noch 33 Prozent ihre Geschäftslage als gut, 17 Prozent schätzen die Lage als schlecht ein. Zum Frühsommer meldeten noch fast die Hälfte der Befragten (41 Prozent) gute und nur zehn Prozent schlechte Geschäfte. Deutlich eingebrochen sind dagegen die Geschäftserwartungen der Unternehmen: Nur noch 16 Prozent blicken optimistisch in die Zukunft, während doppelt so viele von einer weiteren Verschlechterung ausgehen (33 Prozent). Im Frühsommer rechneten noch 23 Prozent mit einem Aufschwung und 20 Prozent mit einer Lageverschlechterung. 

    Strukturelle Herausforderungen und Wachstumshemmnisse angehen

    „Die Umfrageergebnisse zeigen einmal mehr, dass in Deutschland große konjunkturelle Herausforderungen auf langfristige strukturelle Schwächen am Standort Deutschland treffen“, so Paal. „Das zermürbt unsere Unternehmer und führt derzeit zu weniger Investitionen, weniger Innovationen und weniger Wettbewerbsfähigkeit über alle Branchen hinweg.“ Bereits jeder dritte Befragte (31 Prozent) sieht inzwischen die politischen Rahmenbedingungen als bedeutendes Geschäftsrisiko. „Dies ist hinter der Inlandsnachfrage die zweitstärkste Zunahme bei den Risiken. Bei den Themen Bürokratieabbau, Arbeitsmarkt und Kalkulierbarkeit der politischen Vorgaben müssen wir ansetzen, damit dieser Herbst nur eine verzögerte Konjunkturerholung und kein bleibender Einbruch wird“, macht Paal deutlich.

    Top-Risiken bleiben – Inlandsnachfrage knapp vor Fachkräftemangel

    Die Reihenfolge der vier größten Risiken hat sich im Vergleich zum Sommer leicht verändert – die Themen sind geblieben: Wegen der Kaufzurückhaltung rücken aktuell 64,1 Prozent der Befragten die Inlandsnachfrage als größtes Geschäftsrisiko in den Vordergrund. Fast gleichauf hält sich weiterhin der Fachkräftemangel mit 63,5 Prozent der Nennungen. Im Sommer lag dieser mit dem Höchstwert von 68 Prozent mit großem Abstand an der Spitze. Hier macht sich die Konjunkturschwäche mit den derzeit überwiegend nach unten korrigierten Beschäftigungsaussichten bemerkbar.

    Doch der Arbeitsmarkt bleibt angespannt - viele Unternehmen haben Probleme oder gehen leer aus bei der Suche nach Fachkräften, so kann jedes zweite (53 Prozent) der befragten Unternehmen offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen. Die Unternehmen scheitern wie im Vorjahr am häufigsten an der Stellenbesetzung für Fachkräfte mit dualer Berufsausbildung (78 Prozent). Dies betrifft alle Branchen. 21 Prozent der Betriebe suchen derzeit vergeblich nach geeignetem Personal bei Stellen, die auch ohne abgeschlossene Berufsausbildung ausgeübt werden können. Besonders vom Fachkräftemangel betroffen sehen sich Verkehr (76 Prozent) und Bauwirtschaft (70 Prozent). „Das Problem ist weiterhin groß: Angesichts dieser Rückmeldungen und des demografischen Wandels bleibt der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften eine der drängendsten strukturellen Herausforderungen für unsere wirtschaftliche Zukunft“, warnt Paal.

    Die inflationsbedingten Kaufkraftverluste und der Fachkräftemangel haben zu höheren Löhnen und Gehältern geführt – der Druck hält trotz konjunktureller Eintrübung weiterhin an: Die Arbeitskosten bleiben im Herbst für 55 Prozent das drittgrößte Geschäftsrisiko. Einige Dienstleistungsbranchen wie das Gastgewerbe (74 Prozent) mit eher unterdurchschnittlichem Lohnniveau, hohem Personalbedarf und Problemen bei der Arbeitskräftesuche, nennen das Risiko besonders häufig. Mit rund 60 Prozent der Nennungen und etwas Abstand folgen die Industrie, der Handel und Verkehr. Vergleichsweise etwas weniger relevant ist das Problem in der Baubranche mit 44 Prozent.

    Die Energiepreise, die im Herbst 2022 durch die hohe Abhängigkeit von russischem Erdgas noch das dominierende Problem waren (78 Prozent), haben mit der Entspannung der Energiemärkte etwas an Schrecken verloren. Aktuell sieht darin nur noch rund jedes zweite Unternehmen (54 Prozent) eine Gefahr für seine Geschäfte (nach 58 Prozent im Sommer).

    Inlandsinvestitionen

    Die schlechte wirtschaftliche Entwicklung, Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen und die hohen Zinsen wirken sich negativ auf die Investitionspläne der Südwestwirtschaft aus, so dass diese unterm Strich rückläufig sind: 29 Prozent wollen weniger investieren – nur 20 Prozent mehr. Einzig im Fahrzeugbau überwiegen aufgrund der grünen und digitalen Transformation die Investitionssteigerungen die -kürzungen in nennenswerter Weise – dort sogar deutlich dynamischer als in der Vorumfrage. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, wären hier allerdings noch deutlich mehr Investitionen – gerade in Innovationen – notwendig. Derzeit überwiegen in der Industrie die Ersatzbedarfsinvestitionen.

    Blick in die Branchen

    Hohe Preise für Energie und Baumaterial, fehlende Fachkräfte und die Auftragsrückgänge durch steigende Zinsen und die allgemeine Ausgabezurückhaltung setzen den Unternehmen im Baugewerbe zu. Die Auftragspolster sind weitgehend abgebaut und es droht eine Unterauslastung der aufgebauten Kapazitäten – der Wettbewerb unter den Unternehmen steigt, Investitions- und Beschäftigungspläne werden verschoben. Die Lage wird noch überwiegend als gut bezeichnet, verschlechtert sich aber zunehmend. Doch jeder zweite erwartet schlechtere Geschäfte in den kommenden Monaten – so gut wie keiner bessere.

    Die Umsätze und Erträge des Groß- und Einzelhandels werden durch den Nachfragerückgang, die Inflation, die Energiepreise und den Fachkräftemangel spürbar geschmälert. Dies führt zu massiven Korrekturen nach unten bei den Lagebewertungen, Erwartungen, Beschäftigungs- und Investitionsplänen. Besonders negativ hat sich die Lage beim produktionsnahen Großhandel entwickelt. Dem konsumnahen Großhandel geht es noch mehrheitlich gut, wenn auch schlechter als im Frühsommer.

    Das Hotel- und Gaststättengewerbe bewertet seine Lage durch seine andauernde Erholung von den Pandemiejahren überwiegend positiv und sogar etwas besser als im Sommer.

    44 Prozent der Unternehmen vermelden einen Umsatzanstieg zum Vorjahresquartal. Allerdings kommt dieser eher von Privatkunden als von Geschäftskunden, was auf die geringere Geschäftsreisetätigkeit seit der Pandemie zurückzuführen sein dürfte. Die größten Herausforderungen für diese Betriebe sind nach wie vor hohe Energiepreise (83 Prozent) und steigende Arbeitskosten aufgrund des Fachkräftemangels. Auch hier blicken die Unternehmen kritisch auf die kommenden Monate - die Investitions- und Beschäftigungspläne bleiben zurückhaltend.

    Das Transport- und Verkehrsgewerbe in Baden-Württemberg zeigt seit der Corona-Pandemie eine volatile Geschäftslage. Die Lagebewertungen haben sich verschlechtert, sind aber noch im positiven Bereich. Doch die Erwartungen haben sich auch hier verdüstert.

    Bei näherer Betrachtung unterteilt sich die Branche: Der Personenverkehr meldet eine sehr gute Lage und steigende Umsätze, allerdings etwas rückläufige Aufträge und entsprechend korrigierte, aber optimistische Geschäftserwartungen. Der Güterverkehr spürt die zurückgefahrene Produktion der Industrie und den Konsumrückgang bereits jetzt mit deutlich sinkenden Umsätzen, Auftragseingängen und richtet seine Erwartungen entsprechend aus. Belastend wirken für drei Viertel der Befragten die Energiepreise ebenso wie der Fachkräftemangel – und für 63 Prozent die mit der anstehenden Mauterhöhung verbundene Unsicherheit, ob eine Kostenüberwälzung auf die Preise möglich sein wird.

    Abgesehen von den Zeitarbeitsfirmen bleibt die Geschäftslage der Dienstleistungsunternehmen positiv. Allerdings rechnet die Branche (mit einigen Ausnahme wie ITK-, kaufmännisch-rechtlichen oder technischen Dienstleistern) für die kommenden Monate insgesamt mit rückläufigen Geschäften. Die Investitions- und Beschäftigungsplanungen stagnieren.

    Das konjunkturelle Umfeld für die Industrie hat sich stark abgekühlt. Nur 23 Prozent der Betriebe stufen ihre Lage noch als gut ein – 29 Prozent als schlecht. Kritisch wird die Ertragslage in vielen Unternehmen der energieintensiven Industrien (Chemie, Metallerzeugung, Glas, Baustoffe, Papier): Der im internationalen Vergleich hohe Strompreis verhindert im Wettbewerb mit anderen Ländern die Kostenweitergabe an die Kunden. Die Betriebe blicken angesichts der konjunkturellen und strukturellen Handelshemmnisse entsprechend sorgenvoll auf die kommenden Monate: Die pessimistischen Einschätzungen (38 Prozent) überwiegen um 23 Prozentpunkte die positiven Prognosen (15 Prozent). Die größten Risiken für ihre Geschäftstätigkeit sehen die Betriebe in der gesunkenen Inlandsnachfrage (72 Prozent), den hohen Energiepreisen (71 Prozent), den Arbeitskosten (62 Prozent), dem Fachkräftemangel (59 Prozent) und der nachlassenden Auslandsnachfrage (47 Prozent).

    Exporterwartungen der Industrie eingebrochen

    Inzwischen stellt die Auslandsnachfrage für jedes zweite Industrieunternehmen (47 Prozent) ein Geschäftsrisiko dar – diese Sorge ist in den vergangenen Jahren permanent gewachsen. Die andauernde wirtschaftliche Schwäche in Schlüsselmärkten wie dem Euroraum und China bremst die Exportnachfrage. Gleichzeitig beeinflussen geopolitische Spannungen und neue Handelsvorschriften wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz die Handelsflüsse und den Aufwand für die Exporteure. Dies belastet zusammen mit den hohen Energiepreise, Arbeitskosten und dem Fachkräftemangel die internationale Wettbewerbsfähigkeit der baden-württembergischen Industrie. Inzwischen ist der Auftragsrückstau aus der Pandemie weitgehend abgearbeitet, die Neuaufträge sind bei fast der Hälfte der Befragten (47 Prozent) rückläufig. Nur elf Prozent melden eine Verbesserung der Auftragseingänge. Die Exporterwartungen der auslandsaktiven Industrie ist zum Herbst deutlich eingebrochen: Die pessimistischen Einschätzungen (37 Prozent) überwiegen um 15 Prozentpunkte die positiven Prognosen (22 Prozent). Als einzige Branche erwartet der Fahrzeugbau ein leichtes Wachstum. Wachstumsimpulse erhofft man sich nur noch aus den USA – trotz nachlassender Exportnachfrage und drohendem Konjunkturrückgang, da auch deutsche Investitionsgüterhersteller von den laufenden milliardenschweren Förderprogramme profitieren.

    Der BWIHK ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern. In Baden-Württemberg vertreten sie die Interessen von weit mehr als 650.000 Mitgliedsunternehmen.

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Konjunkturberichte / Regional

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