Laut Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) für den Frühsommer 2025 zeichnet sich nach zwei Jahren Rezession in der deutschen Wirtschaft weiter keine nachhaltige Erholung ab. Angesichts der unsicheren Gesamtsituation sind die Unternehmen bei ihren Investitionsabsichten in Deutschland weiterhin zurückhaltend. Fast jeder dritte Betrieb plant laut DIHK, Investitionen zurückzufahren, während nur ein knappes Viertel die Investitionen erhöhen will.
Das trifft auch die Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE). Für Baden-Württemberg zeigt unsere aktuelle IHK-Umfrage: Der Anteil der Unternehmen, die kurz und mittelfristig ihre FuE-Budgets steigern wollen, liegt deutlich niedriger als in unserer letzten Umfrage 2018. Dagegen ist der Anteil, der die Budgets verringern will, größer geworden.
Das Statistische Landesamt Baden-Württemberg konstatierte bereits im Innovationsindex 2024, dass Baden-Württemberg bei der Innovationsdynamik hinter der europäischen Spitze zurückbleibt. Demzufolge holen andere Länder und Regionen auf.
Die Entwicklung muss uns zu denken geben. Die Wettbewerbsfähigkeit Baden-Württembergs hängt im Kern von dessen Innovationsfähigkeit ab. Und hier im Besonderen von unseren Unternehmen. Sie stemmen mehr als 80 Prozent der FuE-Investitionen.
Noch hat Baden-Württemberg gute Voraussetzungen. Der Innovationsindex 2024 des statistischen Landesamts hat ebenfalls ergeben, dass das Land innerhalb der EU weiter die Region mit der höchsten Innovationsfähigkeit ist, nach wie vor mit deutlichem Abstand.
Allerdings zeigt unsere aktuelle Befragung: Regulierung, Bürokratie im Innovationsprozess und fehlendes Fachpersonal halten Unternehmen von Innovationen ab. Auch wenig praktikable Datenschutzregeln, langwierige Zulassungs- und Genehmigungsverfahren oder den offenbar aufwändigeren Zugang zu Fördermitteln bewerten die Unternehmen aktuell als klare Standortnachteile, verglichen mit anderen Ländern und Regionen. Ein Teil denkt darüber nach, FuE zu verlagern.
Wenn wir nicht aufpassen wächst die Gefahr, dass zukünftig messbare Anteile der FuE-Investitionen unserer Unternehmen nicht mehr in Baden-Württemberg zur Verfügung stehen.
Wir haben es in der Hand, weiter mit Nachdruck an der Verbesserung struktureller und organisatorischer Nachteile zu arbeiten. Baden Württemberg muss seine Attraktivität als Standort für unternehmerische FuE wieder steigern. Arbeitsplätze und Wohlstand gibt es hier nur mit Innovation. Das ist eine gemeinsame Aufgabe der Politik und ihrer Partner, einschließlich der baden-württembergischen IHKs.
Die einzelnen Abschnitte unserer Umfrageauswertung haben wir um Vorschläge und Forderungen ergänzt, wie die Rahmenbedingungen für unternehmerische FuE aus IHK-Sicht verbessert werden können.
