BWIHK-Präsident Dr. Roell: Es herrscht nach wie vor große Unsicherheit
Die Wirtschaft in Baden-Württemberg sieht nach wie vor deutlich mehr Risiken als Chancen für die eigene Wettbewerbsfähigkeit durch die Energiewende. Die Unternehmen blieben somit skeptisch. Das ist das zentrale Ergebnis des aktuellen IHK-Energiewende-Barometers fürs Land.
Auf einer Skala zu den Auswirkungen, die von -100 für „sehr negativ“ bis +100 für „sehr positiv“ reicht, ergibt sich ein Wert von -9 für alle Branchen, für Industrieunternehmen allerdings immer noch deutlich schlechter von -23. „Damit ist die Unternehmersicht auf die Energiewende zwar nicht mehr so skeptisch wie in den beiden Vorjahren. Die Einschätzungen verharren aber weiter im negativen Bereich. Entwarnung kann somit nicht gegeben werden. Vielmehr herrscht nach wie vor große Unsicherheit bei den Betrieben. Das Vertrauen in die Energiepolitik fehlt“, fasst BWIHK-Präsident Dr. Jan Stefan Roell den Kern der Ergebnisse zusammen.
Energiepreise belasten und drücken auf das Investitionsklima
Nach wie vor liegen die Preise für Gas und Strom höher als vor Beginn des Ukrainekonflikts. Die Energiepreise verbleiben zudem auf einem im internationalen Vergleich hohen Niveau. Die hohen Energiepreise drücken dabei auch auf die Investitionsfähigkeit der Betriebe. So geben fast drei von zehn Unternehmen an, Investitionen in wichtige Kernprozesse zurückzustellen. Ein gutes Fünftel kann sich zudem nach eigenen Angaben mit weniger Mitteln im Klimaschutz engagieren. In der Industrie fallen die Werte teils spürbar höher aus. „Die Rückstellung von notwendigen Investitionen in die Aufrechterhaltung und Zukunftsgestaltung der Betriebe ist dabei besonders kritisch zu sehen. Diese Investitionen werden benötigt, um technologische Lösungen für Energiewende und Klimaschutz zu entwickeln. Dies zeigt, dass Entlastungen bei den Energiepreisen für die gesamte Wirtschaft – wie im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehen – dringend erforderlich sind“, führt der BWIHK-Präsident aus.
Immer häufiger Verlagerungen ins Ausland
Etwa jedes fünfte BW-Unternehmen erwägt mittlerweile auch die Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland oder die Einschränkung der Produktion im Inland. Mehr als jeder zehnte Betrieb hat eine solche Maßnahme inzwischen bereits realisiert oder in Umsetzung. Besonders betroffen sind große Industrieunternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten; die Tendenz ist zudem seit Jahren steigend. „Es geht nicht darum, den Standort Baden-Württemberg schlechtzureden. Mit Blick auf die Zahlen müssen wir aber daran appellieren, dass endlich ein Umdenken stattfindet. Die Wirtschaft benötigt dringend stabile Rahmenbedingungen mit einer verlässlichen Energieversorgung und wettbewerbsfähigen Preisen“, betont Roell.
