Deutschland hat das Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden. Dies ist mit einem grundlegenden Umbau des Energiesystems und der Industrie verbunden. Baden-Württemberg ist der Wirtschafts- und Industriemotor Deutschlands und trägt wesentlich zu Deutschlands Bruttoinlandsprodukt bei. Rund 34 Prozent der Bruttowertschöpfung Baden-Württembergs findet dabei in der Industrie statt, wo auch 30 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt sind. Der Südwesten ist bundes- und europaweit in der Spitzengruppe, was Innovationen in neue Technologien betrifft.
Die Politik muss regionalen Besonderheiten Rechnung tragen, um Wohlstand, Wertschöpfung und Beschäftigung hier und in Deutschland zu sichern:
- Der Strombedarf und die Abhängigkeit Baden-Württembergs von Stromimporten nehmen künftig erheblich zu. Die am Markt verfügbare, gesicherte Leistung im Südwesten wird sich mit dem Kohleausstieg halbieren. Gleichzeitig wird zu wenig in neue, wasserstofffähige Gaskraftwerke im Südwesten investiert, die für die Versorgungssicherheit und für den sicheren Netzbetrieb wesentliche Voraussetzung sind. Und das, obwohl die Stromversorgung heute schon angespannt ist und Kraftwerke in Baden-Württemberg nicht komplett stillgelegt werden dürfen und in die Netzreserve übergehen.
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Leitungsgebundener Wasserstoff wird in einzelnen Regionen Baden Württembergs erst ab 2040 verfügbar sein und damit deutlich später als in anderen Teilen Deutschlands. Auch hier wird eine große Importabhängigkeit, sowohl vom In- als auch vom Ausland, erwartet.
Besonders energieintensive Industrien, wie zum Beispiel die Papier-oder Chemieindustrie, benötigen eine stabile Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen, damit ihre Produktion im Süden Deutschlands weiterhin wirtschaftlich ist. Durch die aktuelle Energiepolitik sehen sich energieintensive Unternehmen in Baden-Württemberg in ihrer Wettbewerbsfähigkeit bedroht. Deshalb überlegt mehr als jedes dritte Industrieunternehmen in Baden-Württemberg laut IHK-Energiewendebarometer, Produktionskapazitäten ins Ausland zu verlagern. Bei Großunternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten ist es sogar jedes zweite.
Damit sich diese negative Entwicklung nicht weiter fortsetzt, gilt es in der nächsten Legislaturperiode energiepolitisch entschlossen zu handeln, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg wieder zu stärken.
